Mündlichkeit und Schriftlichkeit


Immer mehr Menschen kommunizieren vermehrt über das Internet.

Durch die Virtualität haben geschriebene Worte wieder eine ganz neue, wichtige Relevanz und einen neuen Stellenwert in unserem Leben erreicht. Das Telefon ergänzte die Briefe – man kommunizierte im Gespräch und rief sich gegenseitig an. Ich kann mich auch noch an die Zeit erinnern kann, in der das Internet für die meisten Menschen noch unerreichbar und uninteressant war. Das ist ja auch noch gar nicht so lange her! 15 Jahre? Mitunter sogar weniger. Zwar wurden Brieffreundschaften durch die Schulen initiiert oder im Urlaub geknüpft, aber es war doch eher selten, dass man sich hinsetzte und private Briefe schrieb. Klar, an Liebesbriefe in der Schule kann ich mich erinnern oder an unsere heimlichen Briefchen, wenn Schulstunden wieder mal etwas langweiliger waren. Und dennoch, die Hauptkommunikation lief über das Telefon.

Ich mag ein Extrem sein, weil der Großteil meiner Kommunikation inzwischen über das Internet läuft und ich wesentlich mehr schreibe denn telefoniere, und doch hat sich das Leben durch das Word Wide Web, durch E-Mails und Chat viel wieder von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit hinentwickelt.

Auch wenn ich mitunter die fehlende Rechtschreibung und Verkorksung der Sprache im Internet verteufle, muss ich zugeben, dass die Schriftlichkeit dadurch wieder enorm an Substanz gewonnen hat. Der persönliche Kontakt durch geschriebene Worte wurde erneut etabliert und ist kaum mehr wegzudenken. Kein Ersatz des Telefonats oder Gesprächs mit einem unmittelbaren Gegenüber, aber eine Ergänzung.

War es mitunter früher nicht schwer, Kinder zum Lesen zu animieren? Es mag sein, dass das World Wide Web kein gutes Buch ersetzen kann, doch ich denke, dass es als Plattform für das geschriebene Wort sehr viel leistet und aufgrund seiner Unmittelbarkeit nicht nur zum Lesen anregt, sondern auch zum Schreiben. Sei es in einem Blog, einem Chat, auf einer eigenen Homepage oder einer E-Mail. Man ist wieder genötigt sich in schriftlichen Worten auszudrücken, ganze Sätze zu formulieren, sinnvolle Argumentationsketten aufzubauen usw. usf. Man muss sich wieder vermehrt mit der Sprache auseinander setzen. Man erlernt nicht nur eine mündliche Eloquenz, sondern auch eine verifizierbare (da schriftliche) und inhaltsvolle Sprache. Und wem das ständige Benutzen von Smilies zu dumm wird, der versuche doch einfach einmal in Worte zu fassen, was er damit auszudrücken gedachte!

Ist es nicht etwas Erstaunliches und Wunderbares, dass wir in einer Zeit leben, in der wir mit der ganzen Welt unmittelbar sprechen UND schreiben können?

Ein Gedanke zu “Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Hinterlasse einen Kommentar