Kommunikations-Desaster ?


Wie viel Kommunikation ist eigentlich normal?
In einer Freundschaft, einer Beziehung, allgemein zwischenmenschlich?

Vielleicht können mir das meine werten Leser, die sich ab und an hierher verirren beantworten?

In meinem virtuellen Leben gibt es unzählige Personen mit denen ich mehrmals die Woche, wenn nicht gar täglich rede. Im TeamSpeak, im Chat, via Skype oder IcQ, auch mittels Facebook. Manche leben hier, andere weit entfernt, in der Schweiz, Holland, Österreich.
Es ist relativ „normal“ für mich, regelmäßig Kontakt zu haben, mitzubekommen was wer wann treibt, Gedanken auszutauschen, einander auf eine gewisse Art und Weise zu kennen obschon man sich zum Teil sehr selten, wenn nicht sogar niemals zuvor gesehen hat.

Ich für meinen Teil stehe sogar vor dem „Problem“ dass ich mitunter mehr mit meinen Online-Kontakten rede und es begrüße, wenn meine Freunde vor Ort über Messenger zu erreichen sind, weil ich dauernd vergesse mein Telefon aufzuladen oder mein Handy nach der Uni wieder laut zu schalten – wenn ich überhaupt weiß, in welcher Handtasche es sich gerade befindet.  Meine Rechner sind dafür meistens an, auch wenn ich nicht immer dran sitze. Heißt ich bin viel leichter darüber zu erreichen und chate bzw. telefoniere vornehmlich über das Internet. SMS schreibe ich schon gar nicht mehr, dabei habe ich ein 125 FreiSMS-Paket aus meinem Uralt-Vertrag.

Und dann trifft man vollkommen unvermittelt auf Personen, die das World Wide Web, die Web 2.0 oder 3.0 gar nicht nutzen. Menschen über die man keinerlei Informationen bekommt außer jene, welche sie einem bei einem Treffen oder vielleicht Telefonat geben. Treffen und Telefonate, die nicht täglich möglich sind, sondern vielleicht nur wöchentlich.
Und was wenn man dann genau über diese Person aber mehr erfahren möchte, einem gerade diese Person wichtig ist?
Es erscheint einem skurril in unserem Informationszeitalter, das auch die Information über die Aktivitäten unserer näheren Umgebung betrifft, wenn da plötzlich jemand ist, über den man nichts erfahren kann, mit dem man sich nicht ständig austauschen kann, der nicht ständig – ja nicht einmal täglich irgendwie verfügbar ist.

Im Vergleich zu den „dauerhaften, täglichen Online-Gesprächen“ kann dann der Eindruck entstehen, dass demjenigen nichts an einem liegt,
wohingegen derjenige vielleicht ganz einfach eine andere Art der Kommunikation hat.

Vielleicht denken viele auch, dass ich sie nicht wert schätze, weil ich mich nur bei meinen Online-Kontakten regelmäßig melde und bei Freunden, die nicht über das Internet erreichbar sind, nur alle heilige Zeit?

Driften die webaffinen Menschen und jene, die das Internet selten nutzen in ihrer Kommunikation immer weiter auseinander? Wird es irgendwann die Situation geben, in der es Gruppen gibt, die noch miteinander reden können, weil sie miteinander chaten und über den anderen bescheid wissen aber verlernen wie es ist, jemanden ganz ohne das Internet zu kennen, zu kontaktieren, die Intensität einer Freundschaft auch ohne das Online-Dasein aufrecht zu erhalten?

Ist es zu normal geworden Voyeur zu sein, ins Leben der anderen hineinschauen zu können, ständig mit ihnen zu reden,  zu „stalken“ weil einen die anderen Menschen es erlauben, so dass einen Personen, die nicht Teil dieser virtuellen Repräsentation und Kommunikation sind, uns immer fremder werden?

Oder was sagt ihr dazu?

Ein Gedanke zu “Kommunikations-Desaster ?

  1. Antworten über Chat bekommen.
    Ja ich habe die Qualität vergessen zu erwähnen. Natürlich sind mit den virtuellen Gesprächen qualitativ hochwertige, inhaltsvolle Gespräche gemeint, kein belangloses Gerede, wenngleich das natürlich auch dazu gehört – in face to face Kommunikation wie auch bei virtuellen Gesprächen.

    Dennoch finde ich das ein schwieriges Thema. Und werde mich da auch weiter selbst beobachten. Sicher muss man es auch von Fall zu Fall beurteilen.

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